Mütter

133 Kurzgedichte

Buchreihe: blue notes

96 Seiten, Halbleinen,
Format: 19 x 12 cm cm
Erscheinungsdatum: 06.04.2006

Bestell-Nr.: 978-3-938740-10-1

EUR 13,00 (D) / SFr 23,60 / *13,40 (A)

Wir haben alle eine Mutter, Männer und Frauen, und können ein Lied davon singen. Mütter, das Thema schlechthin. Ein uraltes Thema. Zeitlos. Dennoch ein Tabu nach Mutterkreuzen und Blut und Boden. Was ist mit den Müttern? Den heutigen? Wie leben sie zwischen Laptop und Windelpaket?

Eva Christina Zeller spannt einen Bogen von der Geburt der Töchter über die Mühen des Alltags als alleinerziehende Mutter und die Schwierigkeiten mit der Patchworkfamilie bis hin zu den wunderbaren Augenblicken des Zusammenklangs mit den Kindern, die es natürlich auch gibt. Selbst Mutter geworden, sieht sie ihre eigene Mutter in einem anderen Licht und wirft einen kritischen Blick auf die Muttersprache.

In Eva Christina Zellers Epigrammen werden die Gedanken, Probleme und das Lebensgefühl von Müttern auf wenige Zeilen verdichtet.

31
projektionsanfällig
basteln fleißig mit
legen alles ab
fangen von vorne an
jeden tag sisyphus
war eine frau

36
die rabenmutter ist eine gute mutter
gut genug
über das kuckucksweibchen spricht keiner
die deutsche sprache hat nie
ornithologie studiert

74
werden evaluiert
schlucken ovulationshemmer
das nennt man evolution

89
mit muttern und dübeln
reich wurde der fabrikant
mütter sind oft arm
sie vermarkten sich schlecht
imagekampagnen unpassend
über dem brunnen meines vororts stand:
ehret die mütter die quellen des lebens
darunter: kein trinkwasser

mutter

60
war ihr sargnagel
ging flöten als kind
nachbarschaftshilfe
und erste fluchten
die straßburgerstraße führte nach frankreich
blinde justitia
was ich heute einstecke
weibliche linie
ein horizont

61
achte meine erst jetzt
wo ich selbst
abbitte täglich
würde dir gerne einen roten teppich
ausrollen dem sonnenuntergang
konkurrenz

64
immer wollte ich weit weg
nie so leben wie du
deine sprache der liebe
mutterkuchen
ich backe nur kleine brötchen
kann man von worten leben?
aber die horizontlinie –
parallelen schneiden sich im all-
tag